Diana Lange
Sehr viele Seiten finanzieren sich doch durch Werbung.
Nicht nur Internetseiten. Jede Zeitung und Zeitschrift enthält Werbung und würde einiges mehr kosten, würde darauf verzichtet. Im Fernsehen läuft sogar auf den ÖR Werbung bis 20 Uhr. In der Stadt lacht mich Werbung von Leuchttafeln, Werbewänden, Litfassäulen an. Selbst das Schaufenster ist Werbung. Auch die Tafel mit der Tageskarte des Restaurants auf dem Bürgersteig ist Werbung. Ware vor dem Laden (Obst, Gemüse, Kleidung etc.) ist Werbung. Um mein Leben zu finanzieren musste ich werben und habe Bewerbungen geschrieben.
All die Werbung kann ich ignorieren und niemand weiß, ob ich sie gesehen habe oder ob einer meiner Käufe darauf zurückzuführen ist. Im Internet ist das anders. Man möchte mich genauer ansprechen, sagt man. In Wirklichkeit geht es um Geld. Werbung ist teuer. Man will die Conversion Rate erhöhen. wenn nur einer von 1000 einen Banner anklickt und von den 1000 nur einer kauft, ist das zu wenig. Man möchte, dass möglichst nur die den Banner sehen, die auch gleich kaufen. Eine Conversion Rate von 100% ist optimal, wenn auch unrealistisch.
Dazu macht man nicht anderes, als uns Nutzer auszuspionieren. Man verfolgt uns über die Webauftritte hinweg. Weil fast jeder Admob oder Doubleclick oder Agoogle/Firebase Analytics einsetzt, weiß Google, welche Seiten wir besuchen. Sie messen sogar die Zeit, die wir bleiben und schließen daraus, ob wir lesen oder nur überfliegen und leiten daraus unser Interesse ab. Die nächste Werbung basiert dann auf diesen Erkenntnissen. Google erfährt über Android noch viel mehr von uns. Wann und wo wir arbeiten, wo wir wohnen und wo wir uns in der Freizeit aufhalten, verrät der Standortverlauf. Google weiß, ob wir im Fitnessstudio sind oder in einer Kneipe. Sie können anhand unserer Fortbewegung sogar erkennen, ob wir gehen, radfahren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder einen PKW. Es lässt sich sogar erkennen, ob der PKW ein privater ist oder ein Taxi, denn in einem Taxi ist ja auch ein Android-Telefon und man kann erkennen, dass zwei Telefone vorübergehend den gleichen Weg genommen haben.
Google und Facebook sind keine Technologieunternehmen mehr. Sie nutzen die Technologie, um mit Werbung Geld zu verdienen. Außerdem gibt es viele weitere Werbetracker wie Mopub, inMobi usw. Die machen nichts anderes, nur in kleinerem Rahmen. Die tragen wir alle mit uns rum und erzählen denen laufend aus unserem Leben. Das merken wir nicht einmal. Und genau das ist gefährlich! Benötigt eine App verständlicherweise Zugriff auf die Kontakte, steht das auch dem Werbemodul zur Verfügung. Bekanntlich wird gemacht, was möglich ist und Beweise gibt es für den aufmerksamen Nutzer auch schon genug, dass soetwas Realität ist.
Deshalb ist die Diskussion, ob und welche Werbung eingeblendet wird die falsche Diskussion. Ich würde mit wünschen, Website-Betreiber und App-Entwickler würden Platz an Werbende verkaufen (genauso, wie Platz in Zeitschriften, TV und Werbetafel verkauft wird), würden denen aber keine Informationen zu ihren Besuchern übermitteln.
AndroidPIT wird die Welt nicht alleine verändern können, aber sie haben einen Weg eingeschlagen, der grundsätzlich ja nicht so schlecht ist. Das heißt nicht, dass es daran nichts zu verbessern gäbe. Das heißt nicht, dass mir der Sponsor passt, aber passen mir die Sponsoren einer Sportveranstaltung? Das ist ebenfalls die falsche Diskussionsebene.
Die richtige Ebene ist, wie weit wollen wir und von der Werbeindustrie noch über den Tisch ziehen lassen? Diesbezüglich ist der neue Ansatz von AndroidPIT einer, den man ausprobieren aber auch beobachten muss.
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