Niemand wird (außer durch Zufall) Dir die App nennen können, die für die Einblendung verantwortlich ist. Das musst Du leider selbst herausfinden. Ich empfehle die Deinstallation aller Apps mit Werbemodulen bis der Spuk vorbei ist. Allerdings kann auch mehr als eine App dafür verantwortlich sein. Dann meint man, den schuldigen gefunden zu haben, weiß aber nicht, dass der andere Schuldige bereits vorher deinstalliert wurde. Man wundert sich nur, dass die Einblendung plötzlich wieder da ist.
Das einzige, was wirklich hilft, ist ein kritischerer Umgang mit unseren smarten Geräten. Dazu möchte ich im folgenden ein paar Erklärungen und Anregungen geben, was aber nicht in ein paar wenigen Worten möglich ist.
Wir kennen Werbung von Plakaten in der Öffentlichkeit, in Zeitschriften und im Rundfunk (TV und Radio). Manche ignoriert man, andere sieht bzw. hört man und hat sie gleich vergessen. An andere erinnert man sich später. Keine dieser Werbung weiß aber etwas über uns und wie sehr wir sie wahrgenommen haben.
Werbung auf dem PC oder Smartphone/Tablet bewerten wir daher zunächst genauso. Allerdings springt sie uns manchmal an. Sie verhält sich wie ein Plakat, das uns plötzlich auf der Straße den Weg versperrt und das wir erst zur Seite räumen müssen, um weiterfahren zu können.
Die Werbung auf unserem Smartphone hat bis dahin noch viel mehr gemacht. Sie kann Daten von unseren Geräten lesen:
- Welches Gerät verwenden wir?
- Welches Version des Betriebssystems haben wir?
- Welche Apps haben wir installiert?
- Mit welcher App sind wir gerade unterwegs?
- Welche IDs (Werbe-ID, Android-ID, Telefonnummer, IMEI) haben wir?
- Wie ist unser Standort?
- Welche Konten sind auf dem Gerät installiert?
- Wie lautet das Ich-Profil in den Kontakten und sind dort vielleicht Name, Adresse, weitere Telefonnummern, Namen bei Instant Messengern, Geburtsdaten etc. hinterlegt?
Nicht jeder liest alle Daten. Aber wir können nicht (oder nur mit tiefen Kenntnissen) prüfen, wer was ausliest.
Dies alles wird unter dem Begriff "Fingerprinting" zusammengefasst und soll angeblich anonym verarbeitet werden. Es soll unserem "Nutzererlebnis" (was für ein Wort ) dienen. Aber wir können nicht prüfen, ob wir angelogen werden.
Das ganze funktioniert auch über App-Grenzen hinweg. Ist das gleiche Werbenetzwerk in fünf unserer Apps eingebaut, weiß der Betreiber des Netzwerkes, dass ich gestern zwei Stunden mit einer App gechattet habe und heute mit einer anderen Aktienkurse prüfe.
Dank des Fingerprintings bekommt ein Anwender nette, kleine Bilder mit niedlichen Tieren zu sehen (es wurde erkannt, ein 12-jähriges Mädchen nutzt das Gerät), ein anderer Immobilienangebote (es wurde erkannt, ein 50-jähriger Familienvater nutzt das Gerät).
Der Entwickler der App plant einfach Stellen ein, an denen die Werbung sich zeigen darf und bekommt etwas Geld für jede Einblendung oder noch etwas mehr Geld, wenn wir auf die Einblendungen tippen. Die Auszahlungsgründe variieren auch. Damit finanziert der Entwickler seine App und ein paar wenige Entwickler können damit sogar richtig reich werden.
Es muss noch nicht einmal die gerade aktuell genutzte App für die Einblendung verantwortlich sein, weil die verantwortliche App im Hintergrund immer aktiv ist. Haben wir viele solcher Apps installiert, wundern wir uns über vollen Speicher und hakelndes Verhalten des Smartphone, obwohl es doch einen Top-Prozessor hat. Wie war das mit dem "Nutzererlebnis"?
Die Globalisierung ist diesbezüglich ein weiteres Problem. Unser Datenschutzrecht ist relativ streng, aber die Apps kommen auch aus Südost-Asien, wo es gar kein Datenschutzrecht gibt. Große Firmen mögen noch den Datenschutz beachten, wenn sie auch die Grenzen komplett ausnutzen. Private Entwickler hingegen haben selten das Wissen oder ihr Spieltrieb verleitet sie zu Aktionen, die bedenklich sind. Sind diese auch noch in Indien, Thailand, Vietnam oder sonstwo, wie wollen wir deutsches Recht durchsetzen?
Wer Einblendungen hat, sollte seine Apps ausmisten. Alle Apps mit dem Hinweis "Enthält Werbung" sind mit Vorsicht zu genießen. Erst Recht deshalb, weil viele Werbenetzwerke in vielen Apps verbreitet sind, die wir gleichzeitig installiert haben.
Ja, es fällt vielleicht schwer, sich von der einen oder anderen App zu verabschieden. Gerade Bildbearbeitungs-Apps und Spiele findet man fast gar nicht, ohne Werbemodul. Andere Apps hatten früher kein Werbemodul, haben aber eines mit einem der letzten Updates bekommen. Jedoch nimmt man entweder die Störung und das im Hintergrund stattfindende Ausspionieren (auch Tracking genannt) in Kauf oder man verzichtet. Immerhin kann man viele Apps auch als Kaufversion erhalten, die dann keine Werbung enthalten.
Aber Achtung!
Sogenannte Lizenzdateien entfernen das Werbemodul nicht. Es ist dann nur deaktiviert. HOFFENTLICH!
Wenn der Entwickler einen Fehler gemacht hat, ist das Modul weiterhin aktiv. Außerdem können die Einblendungen nicht erscheinen, im Hintergrund aber immer noch Daten abgefragt werden. Nur wenige dürften in der Lage sein, das zu überprüfen.
Leider habe ich auch Kauf-Apps ohne Lizenzdatei gefunden, die weiterhin Werbemodule enthalten. Hierfür gilt ebenfalls, wie kann ich sicher sein, dass die Module wirklich inaktiv sind? Einige der Entwickler solcher Apps habe ich schon angeschrieben. Die Reaktion war unterschiedlich. Vom frechen, "Wird Werbung eingeblendet? Wenn nicht, ist auch kein Modul aktiv." bis zum "Ich habe soeben ein Update ohne Werbemodul veröffentlicht."
Ich kaufe Apps, prüfe sie und gebe sie zurück, wenn ich Ungereimtheiten feststelle. Welche App ich später dauerhaft kaufe, dürfte klar sein.
Um Apps auf Werbemodule zu überprüfen, gibt es ebenfalls Apps. Ich nutze dazu:
Die Nutzung solcher Apps erfordert, dass man sich mit dem Thema Werbung auf Smart Devices auseinandersetzt. Gerade für die jungen Nutzern mag das aufgrund der fehlenden Lebenserfahrung noch schwierig erscheinen. Das meine ich nicht negativ, sondern das ist ganz normal. Junge Menschen lernen aber sehr schnell und erkennen die Zusammenhänge in kurzer Zeit ganz einfach und können sich schon bald selbst schützen.
Das wichtigste ist die Bereitschaft, hinter die Kulissen zu schauen.
Ein Wort zu den Browsern. Chrome für Android ist für mich eine Spionage-App erster Güte! Die PC-Version ist etwas besser, aber aus Sicht des Persönlichkeitsschutzes alles andere als gut. Der Unterschied liegt neben ein paar anderen Details vor allem darin, dass die Android-Version keine AddOns-API hat und somit keine Installation von Werbeblockern erlaubt.
Browser mit Werbeblockern im Play Store sind häufig von der Werbewirtschaft selbst. Daher gibt es für mich nur zwei Alternativen:
Um die Werbung in Apps zu blocken, habe ich mit Block This! gute Erfahrungen gemacht.
Verlässt man sich auf diese AddOns und App, werden sie weiterhin Werbung durchlassen. Wendet man jedoch die Kombination aller meiner Vorschläge an, wird man von Werbung nahezu 100% verschont. Als Nebeneffekt hat man ein geschmeidig laufendes Smartphone selbst ohne Top-Prozessor. Ich will aber nicht verschweigen, dass sich Firefox 55 gelegentlich aufhängt. Dann reicht es aber, den Cache der App zu löschen und die App zu beenden (unter Einstellungen - Apps- Firefox). Für mich ein zwar lästiger, aber tragbarer Kompromiss.
— geändert am 16.09.2017, 14:21:53
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