Ich teile nicht die Ansicht, dass das Einreichen als Garantiefall automatisch Betrug wäre. Bei Betrug müsste die Absicht vorliegen, dem Hersteller einen Vermögensschaden zum eigenen Vorteil zuzufügen.
Garantie und Gewährleistung stehen nur bei Material- oder Vetarbeitungsmängeln zu. Ob es ein solcher war, der in Folge eines Vorfalls zum Ausfall des Gerätes führte, kann letztlich nur der Hersteller oder sein Reparaturdienstleister beurteilen, und dann das Gerät auf Garantie reparieren, oder dies verweigern.
Wenn ein Gerät einen Sturz aus z.B. 1,5 m erleidet, und in Folge dessen ausfällt, werden viele Nutzer diesen Ausfall ganz selbstverständlich als Garantiefall reklamieren, weil sie der Ansicht sind, solche Vorfälle sind Teil der normalen Nutzung. Wenn sich aber gleichzeitig abschätzen lässt, dass die Belastung beim (langsamen) Überfahren durch ein Auto eher geringer ist, als bei einem solchen Sturz, warum sollte dann das eine Betrug sein, das andere aber nicht?
Zwar hängt die exakte Belastung von vielen Faktoren, auch hoch dynamischen ab, aber die dafür erforderlichen Berechnungs- und Simulationsmethoden dürfte kaum ein Nichtfachmann durchführen können. Im Anhang zeige ich in einer einfachen Beispielrechnung mit newtonscher Mechanik, also ohne Berücksichtigung von Luftwiderstand und Eigenverwindung, die beide Kräfte reduzieren können, die so jeder Gesamtschüler der 6. oder 7. Klasse durchführen kann, dass die bei einem Sturz auftretenden Kräfte größer sein können.
Diese Kräfte wirken dann zudem, proportional zur jeweiligen Masse, auf alle verbauten Teile. Wird das Smartphone dagegen von einem Auto überrollt, und besitzt es ein sprödes Gehäuse aus Glas, kann man davon ausgehen, dass sämtliche Kräfte am Innenleben vorbei in den Boden geleitet werden, die Belastung für das Innenleben also eher geringer ist, und nur das Gehäuse davon betroffen ist, das der Belastung standgehalten hat.
"mathematischer" Anhang:
Ausgegangen wird von einem Sturz aus 1,5 m Höhe auf harten Untergrund wie Fliesen oder Beton einerseits, mit nur 0,5 mm Verzögerungsweg, einem Auto von 1 Tonne und 2,5 Atü Reifendruck anderseits. Die Rechnung ist nur exemplarisch und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit oder Fehlerfreiheit.
Es gilt:
F = a*m (1)
s = 0,5*a*t^2 (2)
v = a*t (3)
F*t = m*v (4) Impulssatz
aus (2): t = (2*s/a)^0,5 (5)
(5) einsetzen in (3) führt zu:
v = (2*s*a)^0,5 (6) aufgelöst nach a führt zu:
a = v^2/(2*s) (7)
aus (1) und (7) folgt:
F/m = a = v^2/(2*s) oder
F = m*v^2/(2*s) (8)
Frage 1: Welche Geschwindigkeit hat ein Galaxy S7, das aus 1,5 m Höhe fällt (Luftwiderstand sei vernachlässigt, ansonsten Kompensation durch etwas grössere Höhe):
m = 0,139 kg, a = g = 9,81 m/s, s = 1,5 m
aus (6) folgt:
v = (2*1,5m*9,81m/s^2)^0,5 = 5,81 m/s (ca. 21 km/h)
Frage 2: Welche Kraft wirkt auf ein so stürzendes Smartphone, wenn es auf einer Strecke von 0,5 mm abgebremst wird?
aus (8) folgt:
F= 0,139 kg * (5,81 m/s)^2 / (2*0,0005 m) = 4692,1 N
Dies entspricht einer Gewichtskraft von 4692,1/9,81 = 478,29 kp oder dem Gewicht der Masse von 478,29 kg.
Frage 3: Welche Kraft wirkt auf ein Smartphone, auf dem ein Auto mit einer Masse von 1000 kg mit einem Rad steht?
Reifendruck etwa 3,5 atü oder 2,5 at.
Gewichtskraft F= 1000 kg * 9,81m/s^2 = 9810 N
Pro Rad ergibt sich eine Gewichtskraft von 9810N/4 = 2452,5 N.
1 Bar entspricht einem Druck von 10 N/cm^2, dementsprechend 2,5 Bar 25 N/cm^2.
Auf welcher Fläche pro Reifen ruht das Auto also?
2452,5 N / 25 N/cm^2 = 98,1 cm^2
Da die Fläche eines Galaxy S7 etwa 100 cm^2 beträgt, kann man annehmen, dass die volle Kraft eines Rades auf das S7 übertragen wurde.
— geändert am 30.07.2017, 17:06:29
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