In meinen Augen ist Google eine Datenkrake, der man so wenig wie möglich anvertrauen sollte. Mir geht es dabei weniger um einzelne Daten, sondern mehr um die Kombination. Mal eine Liste:
- Websurfen: hier kann einen Google über die Suche (Klicks auf Ergebnisse), Google Analytics, Google Adwords, Doubleclick-Banner und die Google-Toolbar + Webprotokoll über weite Strecken tracken, d.h. Google hat einen groben Überblick, was ich im Netz so treibe
- Mail: benutzt man GMail, kennt Google alle Mails von einem, benutzt man es nicht, kennt Google trotzdem einige, weil Freunde und Bekannte ja auch GMail verwenden
- Videos: YouTube gehört Google, die sehen also auch, welche Videos man sich dort ansieht
- Google Maps: hier sieht Google, für welche Gegenden und Inhalte man sich interessiert
- Picasa: Fotos, fast immer mit exakter Zeit, oft auch mit Geo-Daten und Gesichtserkennung
Das nur als kleiner Ausschnitt, Google hat ja noch viel mehr Dienste.
Wenn man sorglos mit seinen Daten bei Google umgeht, kann Google die rein technisch alle miteinander verknüpfen. Man muss sich da auch bewusst sein, dass man die Daten aus Google ja nie wieder herausbekommt. Mit diesen Daten kann Google eine Art Persönlichkeitsprofil von einem erstellen und einen dann auch an anderer Stelle erkennen. Wer damals in den 80ern die Diskussionen um die Volkszählung verfolgt hat, sollte die technische Prinzipien dahinter kennen.
Wer mal nicht als User, sondern geschäftlich mit Google zu tun hatte, weiß auch, dass das keine liebe, nette Firma ist, die nur Gutes tun will. Google hat eine super PR, sie geben vieles gratis an User ab und haben dadurch ein tolles Image. In Wirklichkeit sind sie aber eine sehr berechnende Firma, die in erster Linie auf's Geld schaut. Als Geschäftspartner sieht man die auch in einem völlig anderen Licht, da versuchen die einen an jeder erdenklichen Stelle abzuzocken. Nur deshalb sind sie auch in so kurzer Zeit zu einer der reichsten IT-Firmen der Welt aufgestiegen.
Und Google geht auch durchaus sorglos mit den Daten der User um. Habt Ihr alle das Debakel um Google Buzz vergessen, wo sie ohne jede Nachfrage öffentlich angezeigt haben, wer wem E-Mails schreibt?
Und mit ein bißchen Fantasie kann man sich auch mal ein paar andere beunruhigende Szenarien vorstellen. Google ist an Finanzen interessiert, siehe Google Checkout. Was wäre jetzt, wenn Google bspw. in's Scoring-Business einsteigt? Durch ihre Datenmasse, können sie anhand von Kriterien einschätzen, wie finanzstark ein User ist. Sucht der z.B. ständig nach Krediten oder eher nach Rolex-Uhren? Hat er in seinen Kontakten v.a. finanzstarke Leute oder eher sozial schlecht gestellte? Wohnt er in einer armen oder reichen Gegend? Schaut er sich YouTube-Videos an, die viele andere sozial Schwache anschauen, aber wenig Reiche?
Schufa & Co haben einen miesen Ruf, überlegt mal, was wäre, wenn Google in ein vergleichbares Business einsteigt oder als Dienstleister für solche Unternehmen auftritt. Google ist auch ein US-Unternehmen, dort sind die Datenschutzgesetze erheblich laxer als bei uns.
Oder was wäre, wenn die USA neue Gesetze erlassen, die Schnittstellen auf die Daten fordern? Gab's hierzulande ja eine Weile mit der Vorratsdatenspeicherung und gibt es weiterhin bei den E-Mail-Providern, da hat der Staat Schnittstellen zu. Und dann Kooperationen zwischen USA und Deutschland arrangiert werden? Siehe Flugpassagierdaten und SWIFT, das Thema ist keine Fantasie. Google-Daten könnte man super für Rasterfahndung verwenden. Handy-Ortung ist bei der Polizei auch im Einsatz, so ein Szenario ist nicht so weit von der Realität entfernt.
Also geht bitte nicht ganz so naiv mit dem Thema um. Menschen reagieren meistens nur auf schnelle Entwicklungen, d.h. die Analogie mit dem Frosch, den man in heißes Wasser wirft, wo er schnell herausspringt, aber der sich kochen lässt, wenn man ihn in kaltes Wasser setzt und langsam die Temperatur erhöht, trifft da ganz gut zu. Überlegt mal, wieviele Daten von Euch vor 10, vor 5, vor 3 Jahren und heute im Netz sind. Und danach wie persönlich die Daten in diesen Abschnitten waren.
Ich benutze durchaus gern Google und hab ja auch ein Android-Handy. Aber ich gehe schon sehr bewusst mit meinen Daten um. Der Google-Account meines Handys ist ein anderer als am Desktop, Kontakte/Kalender synce ich lokal mit Missing Sync, Google Analytics und das Klicktracking filtere ich mit Adblock und Optimize Google weg und Google Cookies werden beim Schließen des Browser gelöscht. Damit sammelt Google natürlich trotzdem Daten über mich, aber die Verknüpfung fällt viel schwerer und die Menge ist erheblich geringer.
Ich bewundere Google übrigens auch durchaus sehr, ist nicht so, dass ich die Firma nicht leiden kann. Die Art und Weise, wie sie die Dinge aufziehen, wie sie ihre Firma strukturieren, wie sie in neue Bereiche expandieren ist einfach wahnsinnig beeindruckend. Trotzdem sollte man nicht zu naiv an diese Firma herangehen.
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